Montag, 7. Oktober 2013

Tipps für Rollenspiel via Hangouts (und andere Video-Chatsysteme)

Dieser Beitrag gehört zur Serie Tipps zum Besseren Spielen im Rahmen des Karneval der Rollenspiel-Blogs.

Eigentlich ist es ein öffentlicher Re-Post eines Beitrages im Nerdpol-Forum, das man unangemeldet nicht lesen kann. Ich habe mir aber erlaubt ein paar Links zu ergänzen und den Post etwas aufzupolieren.

Weniger (Technik) ist mehr 

Es gibt viele technische "Helferlein", mit denen das Online-Rollenspiel angereichert werden kann: Virtuelle Spieltische, Würfelbots, Kartentools, etc.pp. Meiner Erfahrung nach verliert mit jedem Tool das man einführen, erklären, ausprobieren, bei allen Teilnehmern zum Laufen bekommen muss, etwa 15 Minuten Spielzeit.

Bei der Frage nach den Würfeln kann ich nur sagen, dass ich bisher am Besten damit gefahren bin, wenn die Leute zuhause bei sich würfeln und die Ergebnisse ansagen. Häufig merke ich wenn die Leute teils Würfelbots benutzen, weil sie dann langsamer sind. Wenn ich gerade keine Lust habe, meine Würfel zu holen, nehme ich DiceStream oder lasse als Spielleiter Mitspieler würfeln.

Fürs Kartenzeichnen gibt es zum Beispiel twiddla.com – primitiv genug, dass es bei den meisten Leuten gut funktioniert. Charakterbögen haben die Leute meistens auch zu Hause, wenn ich für Demorunden und oneshots was vorbereite, liegen die Bögen online bereit (Google Drive, Dropbox, was auch immer).

Wenn man nicht in Echtzeit Karten malen kann oder will, oder nur ein paar Bilder zeigen möchte, kann man diese vorher in Ordnern beim Cloud-Service des Vertrauens ablegen. Mit Google Drive kann man die Inhalte im Hangout selbst zeigen; im Zweifelsfall tut es aber auch die Online-Bildhalde von nebenan.

Mit Kopfhörer (und Micro) läufts besser

Ein weiteres Problem ist häufig die Sprach/Tonqualität. Von Rückkopplungen über röhrende PC-Lüfter bis hin zu Tastaturgeklapper ist alles dabei. Das einfachste Mittel ist hier, einfache Kopfhörer zu benutzen. Die Kabelkopfhörer vom Handy reichen, und viele neuere Rechner können auch gleich das eingebaute Micro mitbenutzen. Die Preisskala für zusätzliche Hardware ist hier nach oben offen.

Mehr Licht (und ein neutraler Hintergrund)

Man kann mit ein paar Handgriffen dafür sorgen, dass man im Video gut erkennbar ist und nicht nur ein dunkler Schatten ist. Ein einfacher Hintergrund hilft immens, z.B. eine bodenlange einfarbige Gardine (oder, wenn man hat, eine schlichte Wand).

Die Beleuchtung sollte auch nicht zu kurz kommen, weil sonst alles dunkel und matschig wird. Brillenträger können die Helligkeit ihres Bildschirms herunterregeln, wenn sie Spiegelungen in ihren Gläsern vermeiden möchten.

Eine gute Webcam kann noch einiges rausholen, ist aber nicht zwingend Pflicht. Sollte die vorhandene Webcam nicht ausreichen, gibt es ordentliche Geräte ab ca. 30EUR im Onlinehandel.

Haltung wahren

Das Bild bleibt stabiler (und lenkt die anderen Spieler weniger ab), wenn man wenigstens die Kamera auf einer stabilen Oberfläche fest installiert -- wenn die Kamera im Laptop eingebaut ist, sollte man diesen also nicht auf den Knieen balancieren (auch wenn ich das meistens tue ...)

Generalprobe

Selbst wenn man sich alle Mühe gibt, geht doch häufig irgendwas schief. Also lohnt es sich, alles einmal durchzuspielen, bevor man loslegen will. Ich kenne Leute die fangen dafür eine halbe Stunde eher an oder haben einen extra Termin zum Ausprobieren der Technik, beides zusammen hilft gerade für Leute die zum ersten Mal online spielen wollen sehr, etwaige Probleme zügig zu beheben, ohne vom eigentlichen Ziel, dem Spielen, abzulenken.

Welches System funktioniert am Besten?

Meiner Erfahrung nach wird es wegen der technischen Bedürfnisse immer komplizierter, wenn man taktisch auf Karten spielt, oder sonstwie zwingend gemeinsam auf etwas zugreifen muss, das nicht eine maximal primitive Karte ist. Letztendlich hängt es aber vom Vorbereitungswillen der SL und der Leidensfähigkeit beim Einsatz technischer Zusatzhilfen ab, was geht (-: Ich selbst habe die Bandbreite von FATE und Night's Black Agents bis hin zu retro-D&D erlebt, und das hat alles funktioniert.

Sonderfall: Fernspieler

Video-Chats erlauben es auch, Spieler aus der Ferne mit einzuladen. Das funktioniert gut wenn der Spielleiter sich bemüht, die Fernspieler einzubinden. Hier gibt es verschiedene Optionen, die ich hauptsächlich aus einem G+-Post herausgeklaubt habe:

Fernspieler funktionieren bei Gruppengrössen von bis zu 5 Spielern, darüberhinaus ist das Risiko zu hoch, dass man aufgrund des Geschehens -- manche mögen Chaos sagen -- vor Ort, den Menschen am anderen Ende des Bildschirms vergisst. Gute Erfahrungen haben die Leute mit einem Laptop gemacht, der an den normalen Sitzplatz des Gastspielers gestellt wird (wenn es ein reguläres Mitglied ist, das einfach nur weit weg ist), oder zumindest in die Nähe der Spielleitung.

Und natürlich ist es auch wichtig, dass sich alle sehen und hören können. Hier kann es helfen, zwei Kameras auf die Vor-Ort-Runde zu stellen (oder eine Kamera mit Weitwinkel; erhältlich ab ca 70EUR), und man sollte testen, ob der entfernte Spieler über die Laptop/PC-Lautsprecher gut zu hören ist.

Nachtrag: Einen Beispielbericht darüber wie das funktioniert und was alles schiefgehen kann findet Ihr bei  Doctore Domani.

Mehr Technik: Virtuelle Tabletops

Es gibt sogenannte virtuelle Tabletops, die von Kartenverwaltung, Unterstützung von visuellem Kampf, bis hin zum Kampagnensupport technische Beihilfe zum Rollenspiel leisten, zum Beispiel  Roll20 oder maptool. Ich persönlich habe nicht soviel Erfahrung mit diesen Werkzeugen, weil ich bisher den Aufwand gescheut habe, mich in sie einzuarbeiten. Vielleicht schreibt ja jemand darüber, der sich damit auskennt?

Samstag, 5. Oktober 2013

Rollenspielkarneval: Rollenspieltipps

Dieser Beitrag gehört zur Serie Tipps zum Besseren Spielen im Rahmen des Karneval der Rollenspiel-Blogs.

Dann will ich auch mal. In der Weltenfabrik steht als wichtiges Schlagwort zum Thema Rollenspieltips Erziehe nicht und ich möchte da gerne anknüpfen und behaupten, dass es eine Ausnahme gibt: Erziehe Dich Selbst.

Dazu eine kleine Anekdote, wie ich mir meine Unsicherheit beim Spielleiten abtrainiert habe. Es gibt unglaublich viele Tipps zum Spielleiten, sei es zur Vorbereitung (auf Bedürfnisse der Runde, einzelner Mitspieler, oder zur Verwirklichung der eigenen kreativen Schaffensphase), Durchführung (wie gestalte ich Abenteuer spannend/stimmungsvoll/herausfordernd) oder Flexibilität (in Reaktion auf Spielerhandlungen, in Ausgestaltung der Spielwelt, etc.); meiner gehört in die Reihe Tipps zum Thema Flexibilität. Der Merk- und Aufgabensatz lautet:

Das gelingt Dir

Die Aufgabe ist, möglichst viele Aktionen und Ideen der Spieler mit diesem Satz zu beantworten, so lange Das gelingt Dir zu sagen, bis die Spieler es kaum mehr hören können und nur dann von dieser Formel abzuweichen, wenn es tatsächlich um etwas geht. Das ist jetzt leider etwas schwammig, aber meiner Erfahrung nach merkt man wann es soweit ist.

Diese Übung hat mir sehr geholfen, den Spielern genauer zuzuhören, ihre Ideen aufzugreifen, und Informationslücken zu schliessen, denn jede gelungene Aktion sollte eigentlich auch dazu führen, dass die Spieler einen Fortschritt erkennen können.

Meine erste Übung fand auf einer Rollenspiel-Convention statt. Es kann schwierig sein, dort in einer Runde selbstbewusst zu spielen weil man weder Mitspieler noch Spielleitung gut kennt, und deswegen nicht genau weiss "was geht" ohne dass man "auf Mauern trifft" oder die anderen Spieler irritiert. Als Spielleiter habe ich festgestellt, dass die Spieler nach einer kurzen Einleitung in Spielwelt und bereitgestellte Charaktere gar kein Problem hatten, kreativ und unterhaltsam an solchen Runden teilzuhaben. Und bei einigen habe ich die Entspannung einkehren sehen, als sie gemerkt hatten 'der meint das ernst mit Das gelingt Dir' und die Spannung aufkommen, als es dann irgendwann, nach vielleicht eineinhalb Stunden, doch mal an die Würfel ging.

Probiert es aus. Es macht Spass (-: